Das Pilotprojekt von „Musik zum Anfassen“ in Österreich im Jahre 2002 beinhaltete eine Einführungsveranstaltung für die beteiligten Klassenlehrer, eine fünfteilige Workshopreihe für die fünf Schulstandorte bzw. -klassen sowie ein die Workshopreihen beendendes öffentliches Abschlußkonzert.
Vor Beginn der Worrkshopreihe wurde eine Einführungsveranstaltung für die LehrerInnen und SchuldirektorenInnen der beteiligten Klassen durchgeführt. Anliegen dieser Veranstaltung war es einen persönlichen Kontakt im Vorfeld zu ermöglichen und den LehrernInnen einen ersten Einblick in das Konzept von „Musik zum Anfassen“ zu geben. Zusätzlich konnten dabei alle organisatorischen Fragen geklärt werden.
Gemäß dem Ansatz von Musik zum Anfassen wurde den Lehrern ein erlebnisorientierter Einstieg angeboten und eine gekürzte Fassung des ersten workshops für die Lehrer durchgeführt – aus dem Wissen, daß keine Erklärung das eigene Erlebnis und die eigene Erfahrung ersetzen kann.
Anhand eines vorbereiteten Handzettels wurde den Lehrern Anregungen für die Nachbereitung, zur Vertiefung und Fortführung der in den Workshops angeschnittenen Themenbereiche mitgegeben.
Die Reihe von fünf Workshops baute inhaltlich und didaktisch aufeinander auf. Alle workshops wurden vom gleichen Moderator begleitet, der als vertrauter Ansprechpartner und Bezugsperson die Kinder durch alle Veranstaltungen führte und so die Kontinuität wahrte. Ein übergeordnetes Thema, das den Kindern durch spannende, überraschende Erlebnisse oder „Forschungsexperimente“ näher gebracht wurde, prägte den Inhalt jeder einzelnen Veranstaltung, die jeweils von einem anderen Kammerensemble gestaltet wurde, sodass die Kinder die Instrumente aller wichtigen Gattungen kennen lernen. Die Instrumente wurden von den professionellen Musikern ausführlich erklärt und vorgestellt. Um eine Wahrnehmung mit allen Sinnen zu ermöglichen, durften und sollten sie nach jedem Workshop die ihnen oft völlig unbekannten Instrumente unter Anleitung der Musiker ausprobieren.
Der erste Workshop thematisierte die Stille und das bewusste Hören. Da an das Hören schrittweise herangeführt und an die „Abenteuer- und Forscherneugier“ der Kinder appelliert wird, sind plötzlich sogar unruhige Kinder in der Lage, sich auf das Hören von Stille zu konzentrieren. Mit dieser elementaren Erfahrung, dem bewussten Wahrnehmen von Stille, werden die Kinder in Zeiten permanenter akustischer Reizüberflutung für das Phänomen Musik neu sensibilisiert.
Nicht nur bewusst, auch unbewusst hören wir. Die Thematik des unbewussten Hörens beleuchtend, verdeutlichte der zweite Workshop, wie Musik unsere Wahrnehmung und Gefühle beeinflussen und manipulieren kann.
Die folgenden drei Stationen der „Forschungsreise“ erläuterten, aus welchen Grundbausteinen Musik besteht und wie man sie selbst erfinden und gestalten kann. Ziel dieser drei Einheiten war die gemeinsame Aufführung einer von der Klasse entwickelten Komposition.
Beginnend mit der Erfahrung im dritten Workshop, daß zum Musizieren kein teures Instrument, sondern neben dem eigenen Körper und der Stimme zunächst einmal nur Freude am Rhythmus und Mut zum Mitmachen nötig sind, wurde die Lust auf eigenes Musizieren und Erfinden geweckt.
Der vierte Workshop setzte diese Erfahrung gezielt um, indem er die Kinder eine von ihnen selbst erfundene Geschichte vertonen läßt. Dazu entwickelten die Kinder mit mitgebrachten selbst gebastelten oder entdeckten Instrumenten Geräusch- und Klangideen und probierten diese gemeinsam mit den Musikern zusammen aus. Die Klasse mußte sich auf Vorschläge einigen und zu einem Konsens kommen. Von zentraler Bedeutung war dabei die soziale Komponente, weil es ein Richtig oder Falsch nicht gab und jede Idee zählte. Die dabei entstehende Komposition wurde auf einer Leinwand mit graphischen Symbolen notiert.
Der fünfte Workshop verbesserte die beim vorherigen Treffen erfundene Komposition in bisher vernachlässigten Details. Dazu gehörten die Festlegung von dynamischen Veränderungen und das Proben eines genauen Vortrags, indem wir das gemeinsame Einsetzen und Abbrechen von Klang- oder Geräuschaktionen übten. Dabei wurden die wichtigsten Elemente gemeinsamen Musizierens erfahren: die Konzentration auf das eigene Tun und das der Anderen, die Bereitschaft zuzuhören, zu reagieren, Rücksicht zu nehmen, sich einzufügen und vor allem & durch aktives Mitgestalten & Verantwortung zu übernehmen.
Das Abschlusskonzert & die letzte Veranstaltung & war abends und wurde teilweise zu einem richtigen Schulfest ausgebaut. In ihm traten alle vorher kennengelernten Musiker mit den Kindern gemeinsam auf. Die Kinder spürten öffentliches Interesse und bekamen Anerkennung für ihr kreatives Schaffen. Ergänzend spielten die Musiker Werke aus möglichst vielen Stilepochen, die auf Inhalte und Erlebnisse der Reihe Bezug nahmen und diese wieder in Erinnerung riefen; gleichzeitig lernten die Kinder die Atmosphäre und Rituale eines Konzerts kennen.