KlangBildKlang / Vermittlung und Community Engagement
Text: Axel Petri-Preis
Der amerikanische Philosoph John Dewey kritisierte in seinem Buch Art as Experience (1934), dass die Kunst auf ein ästhetisches Podest gehoben werde, das sich abseits des alltäglichen Lebens von Menschen befinde. Er war überzeugt davon, dass Kunst aus der alltäglichen menschlichen Erfahrung entsteht und untrennbar mit ihr verbunden ist. Die Rezeption und Produktion von Kunst, so lässt sich aus diesem Gedanken folgern, sollten also tief in das individuelle und gemeinschaftliche Leben von Menschen eingebettet sein. Diesen Gedanken verfolgt auch das Festival KlangBildKlang, mit dessen Programm die mdw und ihre zahlreichen Kooperationspartner_innen eine diverse Stadtgesellschaft ansprechen und auf vielfältige Art und Weise in künstlerische und soziale Interaktionen verwickeln möchten.
Musikvermittlung als Beziehungsstifterin
Musikvermittlung – verstanden als eine Praxis, die gezielt vielfältige Beziehungen zwischen Menschen und Musiken stiftet, – spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. In Formaten wie Workshops für Menschen unterschiedlichen Alters, Community-Projekten mit gesellschaftlich marginalisierten Gruppen oder besonderen Konzertformaten für unterschiedliche Zielgruppen leistet sie einen Beitrag zu umfassender kultureller Teilhabe und Teilgabe – also der Möglichkeit für alle Menschen, am kulturellen Leben teilzunehmen und sich aktiv und produktiv einzubringen. Über den Gedanken hinaus, einer breiten Öffentlichkeit Zugang zu kulturellen Veranstaltungen zu ermöglichen, geht es ihr um das Eröffnen von künstlerischen Möglichkeitsräumen der individuellen und gemeinschaftlichen Entfaltung und damit um Community Engagement.
Musikvermittler_innen und Musiker_innen als Artistic Citizens
Die beteiligten Musikvermittler_innen und Musiker_innen verstehen sich in Community Engagement-Projekten als Artistic Citizens, die mit ihrer Kunst eine gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Gerade in Zeiten multipler Krisen, einem gefühlten Auseinanderdriften gesellschaftlicher Positionen und dem Erstarken der extremen politischen Ränder nutzen sie das verbindende Potential von Musik, um Menschen in einen Austausch zu bringen, die im Alltag kaum miteinander zu tun haben. Auf der Basis höchsten künstlerischen Anspruchs haben dabei Werte wie Respekt, Dialog und Begegnung eine zentrale Bedeutung. Unter dem Thema KlangBildKlang geht es vor allem um inter- und transdisziplinäre Erkundungen zwischen visueller und klingender Kunst unterschiedlicher Genres und Stile, die lustvoll, kreativ und partizipativ Zugänge eröffnen, Interaktion ermöglichen und Beziehungen stiften sollen.
Musikvermittlung an der mdw
Als integraler Beitrag zur gesellschaftlichen Verantwortung und Third Mission einer öffentlichen Universität hat Musikvermittlung an der mdw einen besonderen Stellenwert. Angesiedelt am Institut für musikpädagogische Forschung und Praxis (IMP) sind die weit gefächerten Initiativen des Fachbereichs Musik im Dialog mit zahlreichen Akteur_innen und Instituten der mdw vernetzt. Auf Community Engagement, also dem kollaborativen Arbeiten mit diversen Communitys, liegt in Forschung, Praxis und Lehre ein wesentliches Augenmerk.
Veranstaltungen im Rahmen von KlangBildKlang
Die musikvermittelnden Veranstaltungen im Rahmen von KlangBildKlang umfassen eine Vielzahl von Workshops mit unterschiedlichen Dialoggruppen in vielfältigen Betreuungs- und Bildungseinrichtungen sowie im Wiener Konzerthaus, die Ringvorlesung Menschen.Musiken.Begegnungen sowie kunstspartenübergreifende Community Projekte in mehreren Wiener Bezirken. Besondere Präsentationsformate finden in Museen und an anderen unüblichen Konzertorten wie CAPE10 oder Lehrlingswerkstätten statt. Den Schlusspunkt bilden die beiden moderierten multimedialen Konzerte des Webern Symphonie Orchesters. Unter der Leitung von Andrés Orozco-Estrada richten sich diese im Wiener Konzerthaus an Schulklassen und Familien. Zur Aufführung gelangen die Bilder einer Ausstellung von Modest Mussorgski (Instrumentierung: Maurice Ravel) in der historischen synästhetischen Übersetzung von Wassily Kandinsky. Kombiniert werden sie mit Uraufführungen von Studierenden der Kompositionsklassen der mdw und Medienkunst-Studierenden der FH St. Pölten.